Gerne komme ich Christian Rippels Bitte nach, den am 8. März 2024 über die Schwelle des Todes gegangenen Heiner Funken zu würdigen.
Heiner durfte ich als Mitstreiter in verschiedenen Bürgerinitiativen erleben, deren Vernetzung zur vertieften Zusammenarbeit ihn antrieb und umtrieb. Ein Blogeintrag aus dem Jahr 2009 [https://marthashofblog.blogspot.com/2009/12/mauerpark-stadtbad-im-stadtbad.html] versucht diesen Impuls so zu beschreiben: das Kernmotiv, das unsere Netzwerk-Idee von Innen antreibt, wage ich aber schon jetzt in den Worten Goethes im "Märchen von der grünen Schlange und der weißen Lilie" auszusprechen:
"ein einzelner hilft nicht,
sondern wer sich mit vielen
zur rechten Stunde vereinigt"
Ein Herzensanliegen war Heiner die Realisierung des einstmals von der Politik versprochenen Großen Mauerparks ohne Beton, was nicht im Interesse industrieller Lobbyisten und somit der Politik liegen konnte.
Diese beiden Impulse, die er mit einigen schon Jahre zuvor ebenfalls dahingehend aktiven Zeitgenossen teilte, u.a. mit Christian und mir, führten zur Gründung der Mauerpark-Stiftung WeltBürgerPark. Die rechte Stunde hierfür war der 30. Oktober 2010 am späten Nachmittag in einer Wohnung in der Oderberger Straße zu Berlin, unweit des Mauerparks.
Dass jener Mauerpark als WeltBürgerPark ohne Beton nicht realisiert werden konnte, sehen wir vor Ort, wenn wir den Blick auf die neuen Gebäude im Mauerpark richten, die selbstverständlich als Wohnstätten nützlich sind - man kann sagen, ein Kompromiss wurde erreicht.
Hier muss ich auf jenes hinweisen, was Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Heiner Funken zuvorderst bezüglich des Vorgehens von initiativen Bürgern lernen konnten, nämlich, dass eine Bürgerinitiative immer und ausschließlich für das erklärte Ziel eintreten muss, aber niemals für einen Kompromiss - keinesfalls darf sie von vornherein einen Kompromiss anbieten, auch wenn am Ende des Prozesses ein solcher stehen mag.
Diese gefährliche Tendenz zum vorauseilenden Gehorsam, zur Schere im Kopf, hat ein anderer Mitstreiter scharf akzentuiert: Jeder Mensch, der meint, es ließe sich sowieso nichts ändern, ist schlimmer als der Tod - denn selbst der Tod verändert das Leben.
Dieser Mauerpark-Kämpfer, Michael Haufe, kam ein knappes Jahrzehnt nach Heiner Funken zur Welt und verließ diese ein gutes Jahrzehnt vor ihm.
Groß war Heiners Entsetzen, als er durch mich von Michaels tragischem Tod erfahren musste - eine Würdigung jener Persönlichkeit ist im “MauerparkBlog” zu finden, wo auch der vorliegende Text eingestellt wurde*: https://mauerparkblog.blogspot.com/2014/01/jede-nachfolgende-generation-wird-uns.html
Nun sind wir unsererseits ob Heiners abrupten Erdenendes entsetzt - nicht zu vergleichen mit der Bestürzung, die seine Allernächsten nun umfangen muss. Die Mutter von Heiners Kinder, seine Lebensgefährtin Susanne, macht diesen Schmerz in der Todesanzeige greifbar: Gestern warst Du noch bei uns mit deinen Plänen.
Diese Pläne können nun nicht mehr angegangen, geschweige denn realisiert werden - oder?
Wohin aber gehen diese Impulse, die eine Individualität getrieben hat und die sie selbst vorantreibt, agitiert?
Und woher kommen diese Impulse, die diese Individualität im Laufe eines Lebens aus sich selbst heraus entwickelt?
Aus dem Nichts kommen sie und in das schwarze Loch des Nicht-Seins gehen sie wieder, wie auch jede Biographie final durch den Tod scheitert, alles nur eine Frage der Zeit: Omnes vulnerant - ultima necat - das ist eine Antwort.
Eine andere wäre, diese Impulse entstehen vor der Geburt, gehen durch das Tor der Geburt und gehen metamorphosiert über die Schwelle, durch das Tor des Todes - und daraus entstünde eine neue Frage: was würde sich alsdann ereignen?
Für jene Person, die für uns Heiner Funken war und ist, lauten diese Wendepunkte 8.März 2024 und 16. März 1957.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit**
Jörg Schleicher
*Link zu diesem Eintrag im Mauerpark-Blog
** Dieser Text soll an einer Gedenkveranstaltung für Heiner Funken am 28.April 2024 um 12 Uhr im Mauerpark den Teilnehmern zur Kenntnis gebracht werden.